In der ÖMA Info Hour am 13. Februar haben wir erfahren, wie der Digitale Produktpass (DPP) die österreichische Matratzenindustrie verändert und Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch Transparenz und ökologische Verantwortung verschafft. Dieser innovative Ansatz zielt darauf ab, Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen und damit auch die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Als Speaker hat uns der DPP Experte Stefaan Cognie der Firma TripleR einen Überblick über seine DPP-Lösung MatressID gegeben und Einzelheiten beschrieben, die für die Matratzenbranche besonders relevant sind.
Was ist der DPP?
Der DPP ist ein digitaler Pass, der umfassende Informationen über ein Produkt sammelt und bereitstellt. Für Matratzen bedeutet dies, dass Daten wie Materialzusammensetzung, Herkunft der Rohstoffe, Produktionsdatum und Hinweise zur Wiederverwendbarkeit oder Entsorgung erfasst werden können, je nachdem, was für Firmen und Gesetzgeber relevant und gefordert ist. Diese Informationen können beispielsweise über einen QR-Code auf der Matratze abgerufen werden, sind aber auch via RFID (Radio-Frequency IDentification) verfügbar. Das ist besonders wichtig für Unternehmen, die sich nach der Entsorgung mit den Matratzen auseinandersetzen, weil sie so auch aus der Entfernung (bis zu 6 Meter Reichweite) die Information über einzelne Matratzen einholen können.
Warum sollten Unternehmen jetzt handeln?
Die Implementierung des DPP bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich als Vorreiter in der Branche zu positionieren. Durch die frühzeitige Anpassung an kommende Standards können Wettbewerbsvorteile gesichert und potenzielle Marktanteile gewonnen werden. Zudem signalisiert die Transparenz des DPP ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein, was bei Konsument:innen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Digitaler Produktpass – Prozess
Die Umsetzung des DPP erfordert verschiedene Schritte, um Produkte mit einem digitalen Identifikationssystem auszustatten:
1. Datenerfassung und -bereitstellung:Unternehmen müssen zunächst relevante Produktinformationen sammeln. Dazu gehören Angaben zur Materialzusammensetzung, Lieferkette, Produktion, Nutzungsdauer sowie zu Reparatur- und Recyclingmöglichkeiten. Diese Daten können in verschiedenen Formaten, je nach Unternehmen, auf die DPP-Plattform hochgeladen werden. Daten werden dann, zum Beispiel per SKU, also Stock Keeping Unit, eines Produkts zur Verfügung gestellt.
2. Hosting und Langzeitspeicherung: Die erfassten Daten werden zentral auf einer DPP-Plattform gespeichert und für einen längeren Zeitraum (z.B. zehn Jahre) aufbewahrt. Dies stellt sicher, dass die Informationen über den gesamten Lebenszyklus der Matratze hinweg abrufbar bleiben und auch für spätere Recycling- oder Entsorgungsprozesse genutzt werden können.
3. Erstellung von Produkt-Tags mit QR-Code:Jedes Produkt erhält zusätzlich zur digitalen Markierung auch ein physisches Label mit einem QR-Code. Dieser Code verweist wiederum auf die spezifischen Produktinformationen auf der DPP-Plattform. Verbraucher:innen, Händler:innen oder Entsorgungsunternehmen können dann durch einfaches Scannen des Codes die hinterlegten Daten abrufen.
Spannende Infos für Inverkehrbringer
Einige andere Elemente wurden ebenfalls von Stefaan Cognie behandelt:
Datensicherheit: Auf den DPP Plattformen kann man nur jene Daten sehen, die von den Unternehmen bereitgestellt werden. Je nach Account gibt es dann verschiedene Ansichten für Kund:innen, Entsorgungsunternehmen, aber auch Recyclingbetriebe, die jeweils nur die für diese Gruppe relevanten Daten zeigen.
Kosten: Die Kosten für Unternehmen setzen sich aus dem physischen “Tag”, dem Datenhosting, dem Abonnement für die DPP Plattform, und der Anzahl der SKUs zusammen. Daher kann der Preis je nach Bedürfnissen variieren, beläuft sich aber in den meisten Fällen auf 1-1,5€ pro Matratze, die sich zum größten Teil aus dem Tag selbst und dem Datenhosting zusammensetzen.
Überlegung DPP Kosten in EPR Abgabe integrieren:Aus Erfahrung in anderen Ländern erwähnte Cognie auch, dass es oft Beschwerden von Unternehmen gibt, wenn sie für den DPP Kosten zusätzlich zu einer EPR Abgabe zahlen müssen. Es ist eine Überlegung wert, sich zu überlegen, ob in einer zukünftigen EPR Abgabe auch Kosten, die mit der DPP-Verpflichtung sind, zu inkludieren.
Vorteile des DPP
Transparenz und Vertrauen:Konsument:innen erhalten detaillierte Einblicke in die Herstellung und Zusammensetzung der Matratze, was informierte Kaufentscheidungen ermöglicht und das Vertrauen in die Marke stärkt. Der DPP kann somit auch als Marketing Tool verwendet werden.
Förderung der Kreislaufwirtschaft:Durch genaue Angaben zur Materialzusammensetzung wird die Wiederverwendung und das präzise Recycling von Matratzen erleichtert.
Regulatorische Konformität: Mit Blick auf zukünftige gesetzliche Anforderungen können Unternehmen proaktiv handeln und sich frühzeitig an kommende Vorschriften anpassen.
Logistische Prozesse können durch die RFID-Technologie verbessert werden (Inventar, Lieferung, etc.).
Der Digitale Produktpass stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und transparenteren Matratzenindustrie in Österreich dar. Unternehmen, die diese Entwicklung frühzeitig aufgreifen, können nicht nur ökologische Verantwortung übernehmen, sondern auch wirtschaftlich profitieren und sich als zukunftsorientierte Akteure am Markt etablieren.
Gemeinsam stärker und besser informiert
Die Österreichische Matratzen Allianz hat es sich zum Ziel gemacht, ihre Mitglieder bestmöglich bei den Vorbereitungen für die Einführung des Digitalen Produktpasses zu unterstützen. Dafür haben wir 2025 einen Schwerpunkt gemeinsam mit dem Climate Lab gesetzt. Das Climate Lab nach Bedarf der Unternehmen, die sich in das vom Klimaschutzministerium beauftragte Projekt einbringen, Workshops, Informationsveranstaltungen anbieten. Bitte meldet euch bei dem Vorstand und Helene Pattermann, wenn ihr Wünsche, Anregungen und Fragen habt. Wir werden sie bestmöglich versuchen zu bearbeiten. Außerdem ist der Vorstand in Euren Namen auf Veranstaltungen in ganz Österreich und Europa unterwegs um auf dem neuesten Stand zu sein und euch informiert zu halten. Der Austausch mit Schwesterorganisationen und der Verwaltung soll den Mitgliedern der ÖMA den entscheidenden Vorteil bringen. Bringen Sie sich ein!